Kleindenkmalweg – 12. Kapelle der heiligen Katharina

Katharinenkapelle

Diese, der Heiligen Katharina gewidmete Kapelle, ist leider nicht mehr zu sehen. Nach Aufzeichnungen in der Pfarrchronik bestand sie schon vor 1468. Wie auf einem Bild im Pfarrhof dargestellt befand sie sich an der Südseite der Kirche. Wie damals üblich wurden um die Kirchen solche Kapellen gebaut. Diese bestanden im unteren Teil aus einem Beinhäuser (Karner) und im oberen Teil war ein Altar.

Nachdem Sammelbriefe zur Herstellung der Katharinenkapelle vom Jahre 1652 vorgefunden wurden, liegt die Vermutung nahe, dass sie in den Kriegsunruhen der damaligen Zeit in Verfall geraten war und wieder errichtet wurde. Am 11. 11.1676 wurde der Kapelle ein Weingarten in Untersievering gestiftet. Dazu ein von Pfarrer Andreas Gartner 1765 geschriebener Zettel „so qualicum notitia angemerkt“, welcher lautet: „Vier Virtl Weingarten zu Unter Sievering und Hernsperg die Poindt genandt, so zu der Mess in S. Catharina Altar Capelle gehörig, ain Wissen zu Khahlsperg auf den Laubersteig die Linterin, und dann 2 Virl Weingarten in der Hungassen, die gehören mit den Grund dienst in den Pfarrhof Lassee.“ (Originaltext)

Ihres schönen Bestandes durfte sich die Kapelle nicht lange erfreuen, denn im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts raubten, plünderten und verwüsteten die Kuruzzen das Land. Es dauerte lange Zeit, bis die Wiederherstellung der Kapelle vorgenommen werden konnte. Diesbezüglich eine Eintragung der Pfarrchronik, welche lautet:

Den 3. September 1736 also an einem Montag post festum hl. Angelorum Custodum ist alhier anfang worden die St. Cathaina Capelle widerumb in aufrecht standt zu Sezen; es habe Ihre Excelenz Unser allergnädichster hl.Prälat Bertholdus auf anhalten der gemein alhie befohl zuerbauen;und war diese Capelln in den Rebellen Krüg abgebrunnen, sie hatte kein Gewelb, auch ein eingefallenes Tach, die Thür auf der seit etwas, welche aber gnädigst ist anbefohl worden zuerhöh umb 3. Schuh, mit ein hoch Tach, auf Thürml für das glöckh, und durchaus zugewölbt, die Thür auf die mitt zumach mit beiderseitig aufgäng, der cranz auf der Höche umb und umb sogewest ist mit den andern gemaüre eingeschlossen worden, die Ziegln habe Ihre Exzellenz Von Weikhendorfer Ziegelofen hergeben das 1000 per 6 f 10 x (Zahlgeld) sindt dazu gebraucht worden 20000. Der Sand aber der Capell war Vorhero umb und umb auf folgende maniren und ein Gebrochen Dach. Daß Dachwerch ist alles zu wienn durch Johann Simmel Kayl Hoffzimmer Maister Verfertigt, und nach Wizelsdorff anhero geführt worden, wie in der bau Quittung zu ersehen ist, und hat diese reparierung in allen gecostet 867 f 18 x. die fuhren haben die Lasseer Verichtet, wie auch einige UnterSiebenbrunner indes ein sandt Truher anhero geführt, alwo der sandt durchgeworffen ist worden. Es sind Sumariter (#: ingesamt) dazu gebrauchtworden 57 holzfhren, 12 Stain fuhren 100 Zigelfuhren, 117 sandtfuhren ohne der Unter Sibenbrunner, wie in einem blath zu ersehen ist. Alwo zu merkhen, daß Peter Gittlich ( #: der damalige Dorfrichter, wird auch Gütlich oder Gietlich geschrieben) und Matthä Geiselmyr Maurer alhir kein einzige fuhr Verricht.

Bey dieser gebau ist wieder kein grosses Ungklickh geschene, als daß ein Zimmergesell namens Matthias N gebürtig von Wienn von einer Grist herab gefahlen, und ihme den Fus ein Wenig aufgerizt, und Verukht, welcher aber nach 2 Tag wiederumb hat arbeiten können.

Nach Vollgebrachten gebau, so geschehen den14. November 1736, ist in fetso S. Catharina V. et. M. welches an einen Sontag gefahlen, der Gottes Dienst Zum ersten mahl wiederumb gehalten worden, Tag Vorhers, als an dem Samstag war Lytania mit 2 windlichtern, inzo (#: jetzt) die umb 7 Uhr ein Fruehmess, und 9 Uhr die Predig in der Kürchen, als dan Procehsion cum Vbli ad capellam, alwo Sacrum Solemne und offertorium gehalt worden, die naemitertes wurden alle in der Kürchen, sowohl nach der frueh Mess als Amt communicirt.“ (Originaltext)

1750 griff das Feuer des brennenden Haferschobers auf den Turm der Katharinenkapelle über, wodurch dieser gänzlich abbrannte. Aber auch das Dach der Kapelle und die Glocken wurden zerstört. Das Dach konnte wegen anbrechender Winterzeit nicht mehr gerichtet werden, es wurde daher mit Brettern verschalt und erst im kommenden Jahr vom Lasseer Zimmermeister Benedikt WISER erneuert.

Unter Pfarrer Leonhart LACKENBAUER (von 1781 bis 1799 Pfarrer in Lassee) wurde 1787 die Katharinenkapelle abgetragen. Diese Abtragung war wohl auch die Folge des von Kaiser Josef II. (der1741 geborene Sohn Maria Theresias, ab 1765 römisch-deutscher Kaiser und Mitregent – ab 1780 Alleinherrscher) jahrelang praktizierten kirchenfeindlichen Kurses, in welchem die Aufhebung von Klöstern, widmungsfremde Benützung der Kirchen usw. staatlich gefördert wurde.

Der Sage nach soll von der Kapelle bis an den Brunnen des Pfarrhofes ein unterirdischer Gang geführt haben. Bisher traten bei den zahlreich durchgeführten Bauvorhaben (Friedhofmauer, Kanal, Straßenbau, Bau der Fernwärmeleitung usw.) keine Anzeichen eines unterirdischen Ganges zutage.[1]

[1] Denkmäler in der Marktgemeinde Lassee 1993 (Kalupner) 2


Text: Franz Brandstetter (Zusammengestellt 15. Juli 2022)

Trotz gewissenhafter Nachforschung besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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