Lassee und seine Europaschutzgebiete
Natura 2000 ist ein europaweit aufgespanntes Netzwerk an Schutzgebieten, welches für den Schutz der biologischen Vielfalt eingerichtet wurde. Den rechtlichen Rahmen bilden die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und die EU Vogelschutzrichtlinie. Diese Schutzgebiete werden in Niederösterreich Europaschutzgebiete genannt. Sie umfassen relativ große Landschaftsausschnitte mit ihrer jeweiligen Ausstattung an Äckern, Wiesen, Wäldern und Flüssen. Je nach Naturausstattung des Gebietes stehen unterschiedliche Tiere, Pflanzen und Lebensräume im Zentrum der Schutzbemühungen.
Das Gemeindegebiet von Lassee hat gleich an zwei Europaschutzgebieten (ESG) Anteil: die sogenannten „Pannonischen Sanddünen“ nehmen dabei die größte Fläche ein, während die „March-Thaya-Auen“ am Meisterberg gerade noch ins Gemeindegebiet hineinragen. In diesen Gebieten nimmt der Erhalt von Trockenrasen einen besonderen Stellenwert ein. Es handelt sich dabei um trockenes und mageres Grünland, das einst vorwiegend beweidet wurde und heute in einer ansonsten ackerbaulich genutzten Landschaft inselartig eingestreut zu finden ist. Die Fachwelt unterscheidet zwischen verschiedenen Typen an Trockenrasen. Allen gemeinsam ist das Vorkommen von Raritäten an Tier- und Pflanzenarten, von denen viele nur im Osten Österreichs zu finden sind. Eine Pflanzenart kommt österreichweit sogar nur noch im Gemeindegebiet von Lassee vor: das Sand-Gipskrautes (Gypsophila fastigiata subsp. arenaria). Diese ist, wie viele andere Arten der Trockenrasen, stark gefährdet, so dass für deren Bestandsicherung sogar drei streng geschützte Naturschutzgebiete in Lassee ausgewiesen wurden.
Für jedes Europaschutzgebiet gibt es eine vom Land Niederösterreich beauftragte Schutzgebietsbetreuerin oder einen Schutzgebietsbetreuer. Für die Pannonischen Sanddünen ist Tobias Schernhammer, für die March-Thaya-Auen Florian Schneider zuständig. Die für das Büro V.I.N.C.A. arbeitenden Naturschutzfachleute sind Ansprechpersonen in der Region und kümmern sich um den Erhalt der Gebiete. Bei regelmäßigen Gebiets-Begehungen verschaffen sie sich einen Überblick über den Zustand der jeweiligen Flächen, leiten notwendige Erhaltungsmaßnahmen ab und kümmern sich um deren Umsetzung. Dies setzt die Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren voraus. Die Gemeinden sind dabei, ebenso wie Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer, wichtige Partnerinnen. Aber auch andere Interessen, wie auch Behörden werden, soweit erforderlich, miteinbezogen.
„Die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde Lassee, der Schutzgebietsbetreuung und der Naturschutzabteilung des Landes Niederösterreich funktioniert wirklich sehr gut“ freut sich Roman Bobits, Bürgermeister von Lassee und ergänzt „Aus meiner Sicht besteht seitens der Gemeinde eine moralische Verpflichtung, schützenswertes zu schützen, da wir sonst in Gefahr laufen, einzigartige Lebensräume unwiderruflich zu verlieren.“
Gemeinsam konnte eine ganze Reihe an Naturschutzprojekten in der Gemeinde Lassee umgesetzt werden. Zum Beispiel im Naturdenkmal „Meisterberg“, für das die Schutzgebietsbetreuer einen Plan zur Entfernung problematischer Gehölze erstellt haben. Die Gemeinde setzt diesen mit ihrem Gemeinde-Team nun um und die Schutzgebietsbetreuung steht beratend zur Seite. Außerdem sind seit einigen Jahren Schülerinnen und Schüler der Neuen Mittelschule Lassee und Privatpersonen am Meisterberg regelmäßig bei der Gehölzentfernung tätig – Eine sehr wertvolle Hilfe!
Zusätzlich zur Entbuschung wird das Naturdenkmal, das offiziell als ‘Halbtrocken- und Trockenrasenhänge Lassee‘ bezeichnet wird, mit Schafen, Ziegen und Eseln beweidet. Die Tiere halten die Fläche offen und fördern so die wertvollen Trockenrasen und tragen zum Schutz gefährdeter Arten wie z.B. der gefährdeten Zwerg-Schwertlilie (Iris pumila) bei. Finanziert wird das Ganze aus Mitteln der EU und des Landes Niederösterreich.
Beweidet werden auch die Naturschutzgebiete Lassee (Uhuhütte), Windmühle und Erdpresshöhe, für die jüngst über ein LEADER-Projekt (gefördert aus Mitteln von Bund, Land NÖ und Europäischer Union) und mit Unterstützung der Naturschutzabteilung und der Stiftung Blühendes Österreich ein Weidezaun errichtet wurde. Damit ist es gelungen, die für die Natur so dringend notwendige Beweidung nachhaltig zu ermöglichen. Eine win-win Situation: Es profitiert die Natur und gleichzeitig auch die lokale Landwirtschaft.